Zahnarztpraxis, München Neuhausen, Umbau, 2003

Neben den funktionalen Mängeln war es vor allem die düstere Stimmung, die den Bauherrn nach Übernahme der Praxis zum Umbau bewog.

Ein fensterloser Empfangs- und Wartebereich, dunkle Decken- und Wandverkleidungen, geringe Raumhöhen und zu niedrige Türen, eine wilde Mischung aus Formen, Farben und Materialien bestimmten die Ausgangsposition.

Ein erster Bauabschnitt sollte mit sparsamen Mitteln und in möglichst kurzer Bauzeit Erscheinungsbild und Atmosphäre verbessern.

Durch Abriss und Neuaufbau diverser Trennwände konnte die räumliche Situation und Organisation entscheidend verändert werden. Blickkontakt zwischen Eingang und Empfang, Tageslicht und Ausblick im Wartebereich, angemessene Türgrößen, ein eigenes, großzügiges Patienten-WC und ein Arztbüro mit Beratungsplatz wurden so ermöglicht.

Neben der zentralen und kompakten Empfangstheke bestimmt die neue Holzwand entscheidend das Erscheinungsbild der Praxis. Durch die klare und entschiedene Gestaltung bringt sie Ruhe in die ansonsten heterogene Situation und mit ihrer Länge ein gewisses Maß an Großzügigkeit in die beengten Verhältnisse. Die Lamellen aus amerikanischem Ahorn schaffen zudem eine warme, fast wohnliche Atmosphäre im Empfangs- und Wartebereich.

Materialien und Details sind durch Zurückhaltung und angemessene Bescheidenheit bestimmt, lassen aber dennoch die Wertschätzung des Patienten erkennen.

Neben dem Erscheinungsbild galt es auch die Beleuchtung und Klimatisierung sowie im Hinblick auf Diskretion den Schallschutz zu verbessern.

Dem Konzept entsprechend wurden bei Behandlungs- sowie Personal- und Laborräumen die baulichen Eingriffe minimiert, sodass man sich dort auf ’kosmetische’ Maßnahmen beschränken konnte und die Investitionskosten in vertretbarem Rahmen blieben.

Erst in einem erneuten, zweiten Anlauf sollen auch diese Bereiche neu ausgestattet und grundlegend modernisiert werden. Dabei kann hoffentlich auch die geplante Bildwand im Empfangsbereich realisiert werden, die einen weiteren wichtigen Akzent setzen und die Gestaltung abrunden soll.

Projektleitung: Alexander Ehlich

Fotos: Alexander Ehlich

Weitere Bilder finden Sie auf der Homepage der Praxis.

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Pfarrkirche St. Augustinus, München, Umbau und Sanierung, Innenraum, 2000-2003

Die Pfarrkirche St. Augustinus in München Trudering wurde 1955 von Dombaumeister Georg Berlinger als klarer, langgestreckter Hallenbau mit Haupt- und Seitenschiff erbaut. Im Mittelpunkt stehen das große Triumphkreuz und ein skizzenhaftes Sgraffito, beides Werke des Künstlers Siegfried Moroder.

Anfang der 80er Jahre wurde die zentrale Warmluftheizung durch eine elektrische Sitzbankheizung ersetzt. Danach verursachten starke Luftströmungen bedingt durch hohe Luftfeuchtigkeit und unzureichende Außendämmung extreme Verschmutzung an den Wandflächen im Kirchenraum.
Dies wurde zum Anlass für eine erneute, diesmal grundlegende Sanierung der Pfarrkirche unter Federführung des Architekturbüros Löffler Weber.

In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Hausladen wurde ein neues Heizsystem konzipiert. Durch eine Kombination aus Deckenstrahl- und bestehender Bankheizung blieb der Eingriff in vorhandene Bausubstanz gering. Aufwand, Bauzeit und Investitionskosten konnten so minimiert werden.
Zur Herausforderung wurde die gestalterische Integration der industriellen Heizelemente. Die technische Funktion sollte nicht versteckt, aber auch nicht zelebriert werden. Die Heizelemente wurden an den Seiten als ’Fries’ angeordnet. Für das Deckenfeld dazwischen hat Kirchenmaler Reiner Neubauer mit digitalem Verfahren ein abstraktes, kontrastarmes und grobkörniges Strukturbild entwickelt, das mit modernsten Druckverfahren auf Leinwandfahnen von 2 m Breite und 14 m Länge aufgebracht und ohne sichtbare Stöße verklebt wurde.
Indirekte Beleuchtung nutzt im Hauptschiff die Wände und im Seitenschiff die Decke als Reflektor. Die alten Pendelleuchten bleiben als primär dekorative Elemente erhalten. Im Presbyterium heben Strahler das Kreuz und das Wandrelief, vor allem aber den Altar aus der Allgemeinbeleuchtung heraus. Die Anordnung der Leuchten setzt Akzente und ermöglicht je nach Anlass unterschiedliche Inszenierungen.
Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde 1972 der um zwei Stufensequenzen angehobene Hochaltar entfernt und durch einen neuen Zelebrationsaltar auf dem Podest ersetzt. Dieser ’Volksaltar’ wurde im Spannungsfeld zwischen Sgraffito, Kreuz und Kirchenschiff seiner Bedeutung nicht gerecht. Um diese neu zu betonen, wurde er mit einer hellen, monolithisch gegossenen Terrazzoplatte eingefasst. Neue liturgische Überlegungen führten zur der bis dahin eher ungewöhnlichen Anordnung des Ambos axial vor dem Altar. Damit wurde die Distanz von Priester und Gemeinde reduziert und die Gleichwertigkeit von Wort und Handlung verdeutlicht. Aus dieser Konstellation entwickelte sich mit Priestersitz und Taufstein eine Achse mit den wichtigsten Orten und Bedeutungsträgern der Kirche. Aus dem Hochaltar als sakraler Ort wurde der sakrale Weg – die liturgische Achse. Im Zuge der Vorplatzgestaltung wurde sie mit einem neuen Brunnen des Künstlers Rudl Endriß in den Außenbereich verlängert.
Der neue Beichtraum steht frei unter der Empore. Für ihn wurden aus einfachen kanadischen Seekieferplatten gebogene Elemente gefräst und zu einer skulpturalen Form geschichtet. Aus gleichen Material und mit ähnlichem Verfahren wurde auch das neue Mobiliar im Kirchenraum gefertigt.

Im Anschluss an die umfangreiche Innensanierung der Kirche wurden in einem weiteren, 2. Bauabschnitt die Fassaden saniert, der Vorplatz neu gestaltet und ein Turmkreuz ergänzt.

Projektleitung: Stefan Gleisner, Joachim Willberg
Download: Pfarrkirche St. Augustinus, innen

Fotos: Stefan Müller-Naumann
Download: Pfarrkirche St. Augustinus, innen

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