Pfarrkirche St. Augustinus, München, Umbau und Sanierung, Innenraum, 2000-2003

Die Pfarrkirche St. Augustinus in München Trudering wurde 1955 von Dombaumeister Georg Berlinger als klarer, langgestreckter Hallenbau mit Haupt- und Seitenschiff erbaut. Im Mittelpunkt stehen das große Triumphkreuz und ein skizzenhaftes Sgraffito, beides Werke des Künstlers Siegfried Moroder.

Anfang der 80er Jahre wurde die zentrale Warmluftheizung durch eine elektrische Sitzbankheizung ersetzt. Danach verursachten starke Luftströmungen bedingt durch hohe Luftfeuchtigkeit und unzureichende Außendämmung extreme Verschmutzung an den Wandflächen im Kirchenraum.
Dies wurde zum Anlass für eine erneute, diesmal grundlegende Sanierung der Pfarrkirche unter Federführung des Architekturbüros Löffler Weber.

In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Hausladen wurde ein neues Heizsystem konzipiert. Durch eine Kombination aus Deckenstrahl- und bestehender Bankheizung blieb der Eingriff in vorhandene Bausubstanz gering. Aufwand, Bauzeit und Investitionskosten konnten so minimiert werden.
Zur Herausforderung wurde die gestalterische Integration der industriellen Heizelemente. Die technische Funktion sollte nicht versteckt, aber auch nicht zelebriert werden. Die Heizelemente wurden an den Seiten als ’Fries’ angeordnet. Für das Deckenfeld dazwischen hat Kirchenmaler Reiner Neubauer mit digitalem Verfahren ein abstraktes, kontrastarmes und grobkörniges Strukturbild entwickelt, das mit modernsten Druckverfahren auf Leinwandfahnen von 2 m Breite und 14 m Länge aufgebracht und ohne sichtbare Stöße verklebt wurde.
Indirekte Beleuchtung nutzt im Hauptschiff die Wände und im Seitenschiff die Decke als Reflektor. Die alten Pendelleuchten bleiben als primär dekorative Elemente erhalten. Im Presbyterium heben Strahler das Kreuz und das Wandrelief, vor allem aber den Altar aus der Allgemeinbeleuchtung heraus. Die Anordnung der Leuchten setzt Akzente und ermöglicht je nach Anlass unterschiedliche Inszenierungen.
Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde 1972 der um zwei Stufensequenzen angehobene Hochaltar entfernt und durch einen neuen Zelebrationsaltar auf dem Podest ersetzt. Dieser ’Volksaltar’ wurde im Spannungsfeld zwischen Sgraffito, Kreuz und Kirchenschiff seiner Bedeutung nicht gerecht. Um diese neu zu betonen, wurde er mit einer hellen, monolithisch gegossenen Terrazzoplatte eingefasst. Neue liturgische Überlegungen führten zur der bis dahin eher ungewöhnlichen Anordnung des Ambos axial vor dem Altar. Damit wurde die Distanz von Priester und Gemeinde reduziert und die Gleichwertigkeit von Wort und Handlung verdeutlicht. Aus dieser Konstellation entwickelte sich mit Priestersitz und Taufstein eine Achse mit den wichtigsten Orten und Bedeutungsträgern der Kirche. Aus dem Hochaltar als sakraler Ort wurde der sakrale Weg – die liturgische Achse. Im Zuge der Vorplatzgestaltung wurde sie mit einem neuen Brunnen des Künstlers Rudl Endriß in den Außenbereich verlängert.
Der neue Beichtraum steht frei unter der Empore. Für ihn wurden aus einfachen kanadischen Seekieferplatten gebogene Elemente gefräst und zu einer skulpturalen Form geschichtet. Aus gleichen Material und mit ähnlichem Verfahren wurde auch das neue Mobiliar im Kirchenraum gefertigt.

Im Anschluss an die umfangreiche Innensanierung der Kirche wurden in einem weiteren, 2. Bauabschnitt die Fassaden saniert, der Vorplatz neu gestaltet und ein Turmkreuz ergänzt.

Projektleitung: Stefan Gleisner, Joachim Willberg
Download: Pfarrkirche St. Augustinus, innen

Fotos: Stefan Müller-Naumann
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