NEW WORK!
Das Kassen- und Steueramt der Landeshauptstadt München wurde 1953/54 erbaut und steht unter Denkmalschutz. Das Verwaltungsgebäude soll umgebaut und saniert werden. Seit 2019 gelten hierfür neue Vorgaben.
Der Stadtrat hat im Juli 2019 beschlossen, dass für das KaStA als Pilotprojekt ein neues Büroraumkonzept gelten soll. Das neue Konzept wird als „nonterritorialer, aktivitätsbasierter Multispace“ bezeichnet und definiert die Arbeit als digital, multilokal und dynamisch, als individuell, flexibel und agil. Diese Form von New Work erfordert eine moderne Arbeitstechnologie, eine geeignete Arbeitsorganisation und eine entsprechende Arbeitsumgebung. Die Arbeitsumgebung soll attraktiver und effizienter, offener und demokratischer werden. Das Haus soll vielfältige Arbeitsplätze und Arbeitsorte bieten und je nach Bedarf Kooperation, Kommunikation und Konzentration fördern.
Im KaStA setzen Brandschutz, Denkmalschutz und Statik enge Rahmenbedingungen. Dennoch gibt es Potential für ein neues, deutlich besseres Bürokonzept im Sinne von New Work.
Das Verwaltungsgebäude an der Herzog-Wilhelm-Straße 11 / Herzogspitalstraße 8 wurde in den Jahren 1953/54 nach Plänen von Karl Delisle und Max Panitz erbaut und ist als Einzeldenkmal in die Denkmalliste eingetragen. Es handelt sich um einen insgesamt 7-geschossigen Stahlbetonskelettbau mit Ausfachungen in Sichtmauerwerk. Das 6. und damit letzte Obergeschoss mit großzügigen Terrassen ist fast vollständig verglast. Das flach geneigte Dach wird durch weite Auskragungen, ein dünnen Dachrand sowie einen großen Dachauschnitt im Bereich der Hauptterrasse charakterisiert.
Der zu seiner Zeit größte städtische Verwaltungsbau wurde bei seiner Eröffnung als „Glaspalast“ und modernes, innovatives Bürogebäude gefeiert. Bereits nach drei Jahren aber wurde der Bau als primitiv bezeichnet. Nicht nur im Stadtrat wurde das Haus als „Fehlkonstruktion“ kritisiert und seine Bauweise als „zu modern“ bemängelt. In den Folgejahren wurde der Komplex mehrfach erweitert und in Teilen verändert. Heute gilt das Kassen- und Steueramt dennoch als ein herausragendes Werk der Münchner Nachkriegsarchitektur.
Räumliche und funktionale Mängel, aber insbesondere der verheerende technische und bauliche Zustand mit mangelhaftem Brandschutz, vielen bauphysikalischen Problemen und erheblichen Energieverlusten erfordert diverse Umbau-, Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Nicht nur der Innenraum, auch Dächer und Fassaden sind teilweise betroffen.
Die Personalkantine im 6. Obergeschoss wurde Anfang 2007 geschlossen. Die damals bereits geplante Modernisierung wurde nicht realisiert. Die Räume sollen zukünftig zu einem Konferenzbereich für das Kassen- und Steueramt umgenutzt werden und den Mitarbeitern für Besprechungen, Schulungen, o. ä. zur Verfügung stehen.
Rechenzentrum, Druckerei und die Büroräume des Direktoriums wurden an einen neuen Standort verlagert, die so frei werdenden Flächen sollen zu Büroräumen für das Kassen- und Steueramt umgenutzt werden.
Im Hauptgebäude an der HW 11 soll ein zweites abgeschlossenes Fluchttreppenhaus entstehen, so dass die geschwungene Haupttreppe als „notwendige Treppe“, also als Flucht- und Rettungsweg entfällt. Für die Eingangshalle und das zentrale Treppenhaus ergeben sich dadurch zusätzliche Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten im Sinne von New Work.
Ein wichtiger Bestandteil der geplanten Sanierung ist die vollständige Erneuerung der Technischen Infrastruktur.
Projektleitung: Alexander Ehlich
Fotos vom ursprünglichen Zustand kurz nach Errichtung in den 50er Jahren:
Fotos: Archiv der Landeshauptstadt München