Das Kassen- und Steueramt der Landeshauptstadt München wurde in den Jahren 1953/54 nach Plänen von Karl Delisle und Max Panitz erbaut und ist als Einzeldenkmal in die Denkmalliste eingetragen. Das Verwaltungsgebäude an der Herzog-Wilhelm-Straße 11 / Josephspitalstraße 8 soll saniert werden.
Es handelt sich um einen insgesamt 7-geschossigen Stahlbetonskelettbau mit Ausfachungen in Sichtmauerwerk. Das 6. und damit letzte Obergeschoss mit großzügigen Terrassen ist fast vollständig verglast. Das flach geneigte Dach wird durch weite Auskragungen, ein dünnen Dachrand sowie einen großen Dachauschnitt im Bereich der Hauptterrasse charakterisiert.
Der zu seiner Zeit größte städtische Verwaltungsbau wurde bei seiner Eröffnung als „Glaspalast“ und modernes, innovatives Bürogebäude gefeiert. Bereits nach drei Jahren aber wurde der Bau als primitiv bezeichnet. Nicht nur im Stadtrat wurde das Haus als „Fehlkonstruktion“ kritisiert und seine Bauweise als „zu modern“ bemängelt. In den Folgejahren wurde der Komplex mehrfach erweitert und in Teilen verändert. Heute gilt das Kassen- und Steueramt dennoch als ein herausragendes Werk der Münchner Nachkriegsarchitektur.
Räumliche und funktionale Mängel, aber insbesondere der verheerende technische und bauliche Zustand mit mangelhaftem Brandschutz, vielen bauphysikalischen Problemen und erheblichen Energieverlusten erfordert diverse Umbau-, Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Nicht nur der Innenraum, auch Dächer und Fassaden sind teilweise betroffen.
Die Personalkantine im 6. Obergeschoss wurde Anfang 2007 geschlossen. Die damals bereits geplante Modernisierung wurde nicht realisiert. Die Räume sollen zukünftig zu einem Konferenzbereich für das Kassen- und Steueramt umgenutzt werden und den Mitarbeitern für Besprechungen, Schulungen, o. ä. zur Verfügung stehen.
Rechenzentrum, Druckerei und die Büroräume des Direktoriums sollen dauerhaft an einen neuen Standort verlagert, die so frei werdenden Flächen zu Büroräumen für das Kassen- und Steueramt umgenutzt werden.
Im Hauptgebäude an der HW 11 soll ein zweites abgeschlossenes Fluchttreppenhaus entstehen, so dass die geschwungene Haupttreppe als „notwendige Treppe“, also als Flucht- und Rettungsweg entfällt. Für die Eingangshalle und das zentrale Treppenhaus ergeben sich dadurch zusätzliche Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten. (z. B. Informationstheke und Kassenschalter in der Eingangshalle, Teeküchen und Meeting Points in den Obergeschossen)
Entscheidender Bestandteil der geplanten Sanierung ist die Erneuerung der Technischen Infrastruktur, was unter anderem auch hinsichtlich der Technikflächen Veränderungen mit sich bringt. Dies betrifft in erster Linie die Kellerräume, aber auch in den Büroetagen sind u. a. neue Verteilerräume für Elektro und EDV erforderlich.
Im Rahmen der Sanierung soll die Aufteilung der Büroflächen optimiert werden. Zweierbüros haben dabei Priorität. Pro Arbeitsplatz werden etwa 11 m² Raumfläche angesetzt. Durch Umnutzung und Optimierung vorhandener Flächen lässt sich die Zahl der möglichen Arbeitsplätze im Kassen- und Steueramt deutlich erhöhen.
Projektleitung: Alexander Ehlich
Fotos vom ursprünglichen Zustand kurz nach Errichtung in den 50er Jahren:
Fotos: Archiv der Landeshauptstadt München